Thomas K. Keller
Architekt:innen
1701
3. Renovationsetappe Hof zu Wil / Planerwahl 2017, Vorprojekt 2018, Bauprojekt 2020, Realisierung 2023–2025,

Der Hof zu Wil ist ein markantes Zehntengebäude aus dem späten 14. Jahrhundert, welches am höchsten Punkt der Altstadt auf den Fundamenten der mittelalterlichen Burganlage errichtet wurde. Ab 1468 wird das viergeschossige Haus mit dem markanten Dachstuhl zur fürstäbtlichen Residenz ausgebaut. Es dient der Fürstabtei St. Gallen bis zur Französischen Revolution als zweiter wichtiger Amtssitz, wobei vor allem Verwaltungsaufgaben und politische Geschäfte mit der Eidgenossenschaft betrieben werden. Der Hof ist ein kontinuierlich gewachsenes Konglomerat von Gebäuden, zu dem auch das Haus Toggenburg, das Backhaus und das Dienerschaftsgebäude Roter Gatter gehören. Die dritte Renovationsetappe baut auf den Basiskonzepten der ersten Etappe (1994–2000, Arch. Josef Leo Benz) auf. Im 2. Obergeschoss werden Räume für Wirtschaft und Bildung bereitgestellt, im 3. Obergeschoss wird eine museale Nutzung eingerichtet. Das Haus Toggenburg, das mit dem Wappensaal schon immer ein wichtiger Teil der Residenz war, wird stärker an die Haupträume des Hofs angebunden. Im Dienerschaftsgebäude wird eine Wohnnutzung für die Beherbung von Gästen ermöglicht. Die oberen Geschosse bestehen aus unterschiedlichsten Räumlichkeiten. Von spätmittelalterlichen Bohlenwandfragmenten über rudimentär erhaltene Renaissance Zimmer bis zu feinsten Rokoko-Ausbauten sind vielerlei Interieurs vorhanden. Im 3. Obergeschoss ist der Rohbau eines unvollendeten barocken Saals anzutreffen. Das Projekt will diese unterschiedlichen Räume in einen räumlichen und gestalterischen Zusammenhang bringen. Damit kann auch der Residenzcharakter wieder klarer herausgeschält werden. Als inhaltlicher und formaler Träger dient dabei der gehobene Landbarock aus der Zeit des Abts Coelestin Sfondrati, welcher in den Korridorhallen noch im Originalzustand erhalten ist. Darauf aufbauend werden neben den restauratorischen Massnahmen teilweise auch rekonstruierende Konzepte umgesetzt. Diese zielen, ebenso wie die neuen Interventionen beim Fluchttreppenhaus im Haus Toggenburg, auf ein baumeisterlich-anonymes Weiterschreiben der Grundsubstanz. Der Hof wird als plastisch-räumlicher Organismus verstanden, dessen Epochen-Identitäten mit ihren unterschiedlichen Bilderwelten möglichst unaufgeregt zu einem stimmigen Ganzen zusammengeführt werden.

Planerwahl 2017, Vorprojekt 2018, Bauprojekt 2020, Realisierung 2023–2025
Auftraggeberin: Stiftung Hof zu Wil, Hans Mäder, Susanne Hartmann
Baukommission: Felix Aepli, Fredy Weber, Thomas Feller
Vertretung Bauträgerin: Ruedi Elser, Kathrin Dörig, Bernhard Angehrn
Denkmalplfege: Kanton St. Gallen, Michael Niedermann
Mitarbeit: Christian Hofmann, Jonas Thomi, Alea Bischof, Chiara Traversi, Pascal Müller, Alen Linnemann
Bauleitung: ihrBAUmanager, Thomas Krähemann
Beratung Restaurierung: Ivano Rampa
Tragwerkserhalt und Bauingenieur
Holzbau: Lauber Ingenieure
Bauingenieur Massivbau: Marcel Kielholz
Brandschutz: Matthias Braun
HLKS: Calorex, Richard Stolz
Licht: Charles Keller